2. Jahrestag der Revolution: Ägypten leidet noch immer

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Ibrahim Kenderian in der Mohamed Mahmoud Strasse Foto: Matthias Sailer

Der Tahrirplatz ist gesperrt: Stacheldraht und Sandsäcke an den Zufahrtsstraßen sollen Angriffe verhindern und auf der einstigen Grünfläche stehen wieder weiße Zelte von Demonstranten. Kurz vor dem zweiten Jahrestag der Revolution ist der Platz noch immer das Zentrum von Protesten gegen die Staatsführung -dieses Mal gegen die Muslimbrüder.

Ibrahim Kenderian ist 26. Den „Tag des Zorns“, wie der 25. Januar auch genannt wurde, hatte er noch in Alexandria erlebt. Von da an breiteten sich die Demonstrationen auf das ganze Land aus. Ibrahim war inzwischen nach Kairo gekommen. Am 28. Januar zog er in einem immer grösser werdenden Protestmarsch in Richtung Tahrirplatz. Auf dem Weg dorthin explodierte die Gewalt schließlich in einer der blutigsten Straßenschlachten der Revolution: „Die Polizei setzte alles ein, was sie hatte: Gummigeschosse, Tränengas, Schrotmunition und irgendwann rasten sie sogar mit ihren Truppentransportern in die Menschenmenge, um die Demonstranten zu überfahren.“ Eines der Polizeifahrzeuge überfuhr zwei junge Menschen vor seinen Augen. Doch die Demonstranten sahen, dass ihre Zahl gewaltig war und gaben nicht auf, bis sie den Tahrirplatz erreicht hatten. Viele von ihnen bezahlten ihren Mut an diesem historischen Tag mit ihrem Leben.

Gewalt durchzieht die vergangenen zwei Jahre wie ein roter Faden

Doch der Sturz Mubaraks beendete die Gewalt der Staatsführung gegen die für Freiheit und soziale Gerechtigkeit kämpfenden Ägypter nicht. Gewalt durchzieht die vergangenen zwei Jahre wie ein roter Faden –bis heute. Auch Ibrahim musste diese bittere Erfahrung machen: vor gut einem Jahr wurde er während Weiterlesen